Der Möncheberg mit dem Fasanenhofgelände Das Kasseler Becken wird im Norden von dem 218 rn hohen Möncheberg begrenzt, dessen Name auf die früheren Besitzer, die Mönche vom Karmeliterkloster bei der Brüderkirche in Kassel, hinweist. Obwohl der Berg nicht sehr hoch ist, hat man doch von seiner höchsten
Erhebung, an der Straße von Wolfsanger nach Kassel gelegen, einen herrlichen Blick auf Kassel und die nordhessischen Berge. Und diese schöne Aussicht war es sicher auch, die an schönen Tagen Hunderte von Bürgern mit ihren Frauen und Kindern aus Kassel und Wolfsanger den Berg hinaufziehen ließ, um sich dann in dem nahegelegenen Ausflugslokal "Raabes Felsenkeller" unter schattigen Bäumen bei Kaffee und Kuchen oder einem kühlen Bier von dem Marsch auszuruhen. Bis in die zwanziger Jahre
wurde das ganze Gelände nur landwirtschaftlich genutzt. Noch gab es hier keine Häuser und so konnte man von hier aus über die Felder und Wiesen ungehindert bis zum Rande der Stadt an der Weserspitze sehen. Wie so viele andere Stätten wurde auch die beliebte Gastwirtschaft ein Opfer des Bombenkrieges. Viele Jahrhunderte war es hier oben sehr ruhig gewesen. Denn auf Grund der topografischen Verhältnisse verlief früher der Weg von Kassel nach Norden über die Möncheberg-/verlängerte
Simmershäuser Straße und damit an Ihringshausen vorbei. Darüber wird denn auch in der Ihringshäuser Chronik von 1746 geklagt: "Keine Land- noch sonstigen starken Straßen gehen dadurch, nur einige Fußwege von Wilhelmshausen, Wahnhausen, Rothwesten auf Kassel, der sich die zu Fuß Reisenden bedienen, wodurch zwar die Wirte einigen, das Dorf aber keinen Nutzen hat". Erst als unter dem Landgrafen Wilhelm IX. die Ihringshäuser Allee gebaut wurde, die eine schnellere Verbindung von Kassel
zum Reinhardswald und nach Veckerhagen herstellen sollte, verbesserten sich auch die Verkehrsverhältnisse für Ihringshausen. Nach der im Staatsarchiv Marburg vorhandenen Karte vom 12.10.1791, auf der die neue Straßenführung und die Grundstücksverhältnisse dargestellt sind, führte die Straße meist über "Herrschaftliches Schäffershofs Land". Eines der Flurstücke trägt die Bezeichnung "Auf dem alten Galgen"; ein Flurname, der heute noch besteht; er erinnert an eine alte
Richtstätte, die sich einst hier befand. Einige kleine Grunstücke, die an der neuen Trasse lagen und sich nicht im landgräflichen Besitz befanden, sind getauscht worden, worauf ein Tauschvertrag vom 28.8./15.9./13.11.1792 mit dem Rittmeister Isenbart und dessen Ehe-Consortin hinweist Als "Allee" geplant, bepflanzte man seiner Zeit die Straße mit Eichen, die sich im Laufe der Zeit zu mächtigen Bäumen entwickelten. Als diese gefällt werden sollten, weil sie krank seien, war die
Kasseler Bevölkerung sehr empört und so schrieben am 7. April 1921 die "Kasseler Neuesten Nachrichten": "Die prächtige Allee mit mehrhundertjährigen Bäumen, die vom Wesertor über den Rücken des Möncheberges nach Ihringshausen führt, soll nun endgültig gefällt werden! So bestimmt eine gestern vom Kommunallandtag gutgeheißene Vorlage. Diese Kunde wird in weiten Kreisen der Bevölkerung Aufsehen erregen und vielleicht einen Sturm der Entrüstung
hervorrufen. Man wird es nicht einsehen können, daß eine so wundervolle Allee, die historisch überkommen ist und eine Art Naturdenkmal darstellt, der Axt verfallen soll.” Leider hatten die Proteste der Bevölkerung keinen Erfolg, vielmehr wurden die Bäume bald danach gefällt. Bisher konnte nicht festgestellt werden, zu welchem genauen Zeitpunkt dies geschah. Auch fehlen noch Fotos von der schöne Allee. Nicht nur der Straßenbau, auch das Vorkommen von Ton, Lehm und Braunkohle führte zu
einer weiteren Erschließung des Möncheberggebietes. Bei der Suche nach Ton war der Bildhauer Werner Henschel auf Kohle gestoßen; er beantragte daher am 16.11.1820 bei der Kurfürstlichen Oberrentkammer- Berg- und Salzwerks-Department einen Schürf- und Mutschein für die Feldmarken Kassel, Wolfsanger und Ihringshausen, der ihm auch schon 2 Tage später ausgestellt wurde. Die danach durchgeführten Bodenuntersuchungen waren erfolgversprechend, und so kam es 1822 zur Gründung des
Ziegelwerks Möncheberg, aus dem später die Aktiengesellschaft Möncheberger Gewerkschaft hervorging. Die Firma nahm einen enormen Aufschwung und beschäftigte um die Jahrhundertwende etwa 500 Mitarbeiter; 1890 war die Anlage noch um eine Brikettfabrik erweitert worden. Viele Häuser in Kassel sind aus Steinen der Möncheberger Gewerkschaft erbaut und mit deren Dachziegeln gedeckt worden. |